5/2018, Buch

Wer hat nicht als Kind immer wieder "Halt dich gerade!" zu hören bekommen? Doch was geschieht, wenn wir uns bewusst gerade halten? So gut wie immer überstrecken wir die Wirbelsäule, drücken die Brust heraus und ziehen den Bauch ein. Kurz gesagt, wir verspannen uns.

Buchcover

Im Buch "Vom Autopiloten zur Selbststeuerung" erklärt Adrian Mühlebach die Grundlagen der Alexander-Technik anschaulich und mit praktischen Übungen. Die Alexander-Technik setzt dabei auf das Erkennen von bestehenden Gewohnheiten und ganz besonders auf das Innehalten, um ein bestehendes Muster zu unterbrechen. Durch Selbststeuerung können dann neue Muster gelernt werden, die effizienter sind und damit zu weniger Verspannungen führen. Dabei helfen mentale Anweisungen, die man sich selbst gibt.

Es ist ganz normal, dass wir Menschen Muster für Bewegungen lernen, die wir unbewusst abrufen. Wir machen uns keine Gedanken darüber, wie wir Schritte machen, etwas aufheben oder uns hinsetzen. Das geschieht meist erst, wenn bspw. durch ein gravierendes Ereignis, größere Unordnung hervorgerufen wird. Nach einem Bänderriss, einem gebrochenen Bein oder schon bei einer Zerrung gewöhnen wir uns andere Muster an, um ein Körperteil zu schonen. Nachdem wir wieder gesund sind, ist es wichtig, die Schonhaltung abzulegen, damit keine einseitigen Belastungen über lange Zeit entstehen.

Es ist frappierend: Wir selbst denken, wir stehen aufrecht und entspannt da. Macht man jedoch ein Foto von uns, so fällt uns selbst auf, dass wir z. B. den Kopf leicht schräg legen, uns nach vorne oder hinten neigen oder vieles mehr. Dabei waren wir nach unserem Selbstbild perfekt im Lot.

Die Alexandertechnik möchte an dieser Stelle Abhilfe schaffen. Selbst lässt sich ein gelerntes Bewegungsmuster nur mit größerem Aufwand umlernen. Dabei ist das schwierigste, nicht zur Kompensation andere Muskeln zu verspannen. An dieser Stelle setzt die Technik an. Durch Innehalten können wir uns im ersten Schritt unseres aktuellen Musters bewusstwerden. Durch mentale Anweisungen können wir dann neue Muster einüben oder unerwünschte Verspannungen stückweise lindern.

Circa die Hälfte des Buchs besteht aus Selbstexperimenten, die in die eigene Praxis übernommen werden können. So kann man z. B. Haltungsfehler bei sich erkennen und an ihnen arbeiten. Durch Bilder kann man sich seiner Anatomie bewusstwerden und dadurch zu einem neuen Selbstbild kommen. Die Übungen sind sehr klar illustriert sowie beschrieben und dadurch einfach nachzuvollziehen.

Ich finde, es ist das beste deutschsprachige Buch zur Alexander-Technik, dass ich in Händen halten durfte. Um noch ein Lob drauf zu legen: Es ist auch besser als die meisten englischsprachigen Bücher zum Thema.