Direkt nach dem Beben und dem Tsunami war ich zuerst sehr schockiert. Die nächsten Tage verfolgte ich, was alles berichtet wurde. Angesichts der Berichterstattung in den Medien platzt mir aber fast der Kragen. Dies ist also ein Meinungsbeitrag. Ich möchte niemand zu sehr auf die Füße treten, bitte aber unsere Medien (zumidest die Mehrheit davon, Ausnahmen gibt es zum Glück) um eine seriösere Berichterstattung.

Die Medien verunsichern die Leute so sehr, dass sie ihre Verwandten in Tokyo anrufen um sie dort wegzubekommen. In Tokyo gibt es zwar Schäden, die Lage ist aber sicher. Tokyocooney »berichtet in seinem Videoblog über die wirkliche Lage in Tokyo. Sein Fazit ist, dass es ihm gut geht und die wirkliche Tragödie die Leute im getroffenen Gebiet sind.

Die Japaner als Attraktion

In diversen Medien wurden Ruckzuck Klischees wie am Fliesband ausgepackt. Ich musste von "Kamikaze"-Helden lesen, von Samurai und noch einigen Quatsch mehr. Liebe Journalisten, bitte Bitte BITTE hört auf damit! Nicht alle Bayern Schuhplattln, nicht alle Nordscheutschen sprechen Platt. Also hört endlich mit den Klischees auf!

Ein lesenswerter Artikel ist das »Interview in der FR mit dem Philosoph Kenichi Mishima. Nicht jeder hat das Geld um sich aus einer Krisenregion einfach abzusetzen. Auch beim Oder-Hochwasser blieben viele Deutsche einfach vor Ort. Weil sie nicht einfach ein paar tausend Euro nehmen und woanders hin gehen können.

Mir ist dazu aufgefallen, dass in jeder beliebigen Krisenregion auf der Welt die Leute vor Ort ganz ruhig bleiben. Was sollen sie auch sonst tun? Sie bemühen sich Normalität herzustellen. Chaos und Anarchie sind vielleicht der feuchter Traum manches Reporters, aber in der Realität eher selten (Kriegsgebiete nehme ich hier aus).

In Japan werden regelmäßig Rettungsübungen veranstaltet. Wenn dort also vieles reibungsfrei funktioniert spricht einiges für die Übung und Vorbereitung von solchen Szenarien. Wie oft hatten wir Feuerwehralarm zur Probe? Recht selten meine ich. Würde in einer deutschen Schule Panik bei einem echten Brand ausbrechen?

Beim Anblick eines Reaktors das Beben vergessen

Oben hatte ich es bereits angesprochen. Mich stört, dass die Opfer des Bebens bereits weitgehend aus der Berichterstattung verschwunden sind. Dabei geht es hier um etliche tausend Menschen, die in Notunterkünften oder im Freien ausharren. Im Krisengebiet ist es kalt geworden. Die Schneefallgrenze am 22. März liegt auf 1000 m.

Haben alle etwas zu Essen, zu Trinken, eine medizinische Versorgung? Wie schreiten hier die Maßnahmen voran?

Ungenaue oder reißerische Meldungen zu den Reaktoren

Natürlich will ich damit die Gefahr die von den Reaktorblöcken ausgeht nicht verdrängen. Allerdings berichteten die deutschen Medien schon von riesigen Gefahren bzw. einer Kernschmelze, als vor Ort die Experten gerade mit ihrer Analyse begannen. Das ist dann doch unseriös.

Bei den Explosionen mehrerer Reaktorblöcke gab es auch kaum Erklärungen über die Wasserstoffverpuffung. Diese ist zwar nicht ohne, aber ein kleines Übel im Vergleich zu einer Beschädigung des Reaktorkerns mit seinem »Sicherheitsbehälter! Eine gute Einführung mit Hintergründen bietet hierzu der Podcast von Alternativlos »Folge 14, mit 1 Stunde 50 Minuten und einem Interview mit Michael Sailer, der unter anderem in der Reaktor-Sicherheitskommission mitarbeitet, ein recht umfangreicher und lehrreicher Beitrag.

Einen guten Überblick über die Lage bietet »Mutantfrog. Er verlinkt auch auf die Übersicht über »Strahlenbelastung von »xkcd, sonst für Comics bekannt.

Bisher habe ich so gut wie nichts über die Belastung durch strahlende Teilchen (»Radionuklide) im Gebiet um den Reaktor gelesen. Allerings verfolge ich die deutsche Presse auch kaum noch.

Im japanischen Fernsehen wird dieses heikle Thema durchaus angesprochen. Sehr sehenswert ist dieses 45 minütige Interview (auf Japanisch) mit Hirose Takashi, in dem er auch mit den Medien vor Ort ins Gericht geht. »Teil 1 »Teil 2 [»Teil 3] (http://www.dailymotion.com/video/xho6jt_3-17-yy-yyyyyyyy-yyyyyyyyyyy3-3_news)

Einen seriösen tagesaktuellen »Überblick bietet dafür die »ZentralAnstalt für Meterologie und Geodynamik aus Österreich.

Fazit

Für meinen Geschmack ist die Qualität der sich selbst so nennenden "Qualitätsmedien" zu niedrig. Sie sollten keine Panik schüren, sich endlich von einigen Klischees lösen und mehr recherchieren wie die wirkliche Lage ist. Mir ist es lieber ich erfahre, dass die Experten vor Ort die Lage untersuchen, als das eine Falschmeldung über eine Kernschmelze verbreitet wird.

Wer sich nun noch aufregen/belustigen will, kann dies an der »Journalist Wall of Shame tun.

Wer lieber helfen will findet kann auf »helpingjapan bestimmt etwas finden.